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„Der Schwarze Kasten“ von Tamara Trampe und Johann Feindt ist einer der frühesten Dokumentarfilme der Zeit unmittelbar nach der Friedlichen Revolution. Die Dreharbeiten begannen bereits im März 1990. Es ist eine Zeit voller Ungewissheit. In schwindelerregendem Tempo löst sich nicht nur der Staat DDR, sondern ein ganzes Gesellschaftssystem auf. März 1990 - das ist der Monat, in dem freie Wahlen den Erfolg der Revolution unumkehrbar machen. Die Wahlentscheidung der DDR-Bürger stellt die Weichen für eine schnelle Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Vor diesem Hintergrund stellt sich ein Oberleutnant des Ministeriums für Staatssicherheit den Fragen.von Regisseurin Tamara Trampe. Die Dramaturgin am DEFA-Studio für Spielfilme kennt die perfiden Methoden von Überwachung, Einschüchterung und Zersetzung des Ministerium aus eigener Erfahrung. Sie fragt mit dem Ziel, das Denken und Handeln ihres Gegenübers zu verstehen. Der Befragte ist Dr. Jochen Girke, Dozent für das Fach „Operative Psychologie“ an der Hochschule des MfS in Potsdam. In seinen Vorlesungen saßen zukünftige Ermittlungsbeamte und Führungsoffiziere inoffizieller Mitarbeiter. Jochen Girke hatte sich während einer Lesung der DDR-oppositionellen Schriftstellers Jürgen Fuchs als MfS-Angehöriger zu erkennen gegeben. Tamara Trampe erkannte und ergriff diese einzigartige Chance. Sie versucht mit ihrem Film, in die Gedankenwelt eines Mannes vorzudringen, der von sich selbst sagt: Ich war ein Schreibtischtäter. Nur sehr wenige Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit bekannten sich freiwillig und öffentlich zu ihrer Tätigkeit. Noch weniger ließen sich kritisch befragen. Die Scheu von Menschen, die in der DDR Verantwortung für die Verfolgung Andersdenkender trugen, ist etwa im Film "Die verriegelte Zeit" dokumentiert, der ebenfalls auf filmfriend verfügbar ist. Auch inoffizielle Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (IM), die Spitzeltätigkeiten ausübten, stellten sich ihrer Vergangenheit nur selten, und erst recht nicht in der Öffentlichkeit.